Lernen mit allen Sinnen

Um den Lernstoff nachhaltig in den Kopf zu bekommen, ist es hilfreich möglichst viele Sinne beim Lernen zu nutzen. Hier kommt ein Tipp für Eltern, deren Kind/er in der Schule gerade Aufgaben zum Thema Uhr und Zeit lösen sollen. Ein schönes Beispiel für Lernen mit allen Sinnen, sieht man auf diesem Bild:

Erklärung der Vorgehensweise:

Zunächst haben wir einen Papierkreis als Symbol für eine ganze Stunde genommen. Auf den Kreis schrieb der Schüler 1 Stunde = 60 Minuten. Einen zweiten Kreis hat er in der Mitte durchgerissen und auf die Hälften geschrieben ½ Stunde = 30 Minuten und einen dritten Kreis in vier Teile gerissen; ¼ Stunde = 15 Minuten.

Mit Hilfe verschiedenfarbiger Glasnuggets, Stiften und Papier hat der Schüler sich nun zunächst das System der Zeitdarstellung erarbeitet. Dafür hat er 60 Glasnuggets im Kreis gelegt, immer 4 blaue und dann einen grünen Nugget im Wechsel. Zu jedem grünen Nugget hat er anschließend einen Zettel mit einer Zahl (Stunden von 1 bis 12) geklebt. Mit den vier Stiften und den Kreisvierteln hat er sich die Einteilung noch stärker sichtbar gemacht.

Anwendungsbeispiel:

Der Schüler sollte anhand eines Zugfahrplanes die Dauer der Zugfahrt herausfinden und in eine Tabelle eintragen. Angegeben war die Abfahrtszeit, die Ankunftszeit konnte abgelesen werden und die Dauer der Fahrt galt es herauszufinden. Der Schüler hat nun mit einer Hand die Stunde und mit der anderen Hand die Minute der Abfahrtszeit angezeigt. Die Minutenzeiger-Hand wanderte nun soweit im Kreis über die Glasnuggets, bis sie bei der Ankunftszeit angekommen war. Überrundete sie dabei die Stundenzeiger-Hand, musste diese eine Zahl weiter hüpfen. Überrunden bezieht sich hier auf eine ganze Runde (60 Minuten) und nicht das Vorüberziehen der Minutenzeiger-Hand an der Stundenzeiger-Hand. Auf diese Weise war die Anzahl der Minuten, also die Dauer der Zugfahrt, für den Schüler erfahrbar, sichtbar und durch sein Mitsprechen auch hörbar.

Kommentar:

Weshalb diese aufwendige Art und Weise die Uhr zu lernen, wenn es doch Lernuhren und Arbeitsblätter gibt? Für mich bestätigt sich diese Vorgehensweise durch jeden Schüler mit dem ich so arbeite. Angeleitet durch entsprechende Fragestellungen wird ein Prozess des aktiven geistigen Nachkonstruierens beim Schüler ausgelöst. Der Schüler lernt dadurch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sichtbar zu machen, was unklar war und erlebt, wie leicht lernen geht, wenn man das System dahinter verstanden hat. Wenn etwas „nur“ im Kopf bewegt wird, entstehen manchmal Knoten! Da kann es hilfreich sein, einfach mal die Hände machen zu lassen.

Besonders Schüler im Grundschulalter sollten häufig die Gelegenheit haben, den Lernstoff im wahrsten Sinne des Wortes, zu begreifen! Je mehr Sinne beim Lernen zum Einsatz kommen, um so fester ist der Lernstoff bereits beim ersten Mal verknüpft. Noch fester und sicherer verknüpft wird er durch Spaß beim Lernen und natürlich durch Wiederholung!

Tipp:

Wenn Sie mit Ihrem Kind auf diese Weise lernen möchten, müssen Sie natürlich nicht genau das gleiche Material verwenden. Nutzen Sie was Sie daheim haben und was Ihr Kind gerne mag. Statt Materialien auszulegen, kann Ihr Kind auch Kreise für die Minuten auf ein großes Zeichenblatt aufmalen oder stempeln. Das Auslegen ist insofern leichter, dass die Kreisform durch Verschieben des Materials immerwieder angepasst werden kann! Betonen möchte ich an dieser Stelle, dass es in erster Linie darum geht, einen Denkprozess auszulösen. Die Arbeit mit dem Material dient der Lösungsfindung und nicht der Beschäftigung mit dem Material!

Viel Spaß beim kreativen Lernen mit allen Sinnen!

Kerstin Link

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